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Queere Geschichte ist Menschheitsgeschichte! Queere Menschen gab es schon immer; sie sind Teil der Gesellschaft. 

Um das einmal zu verdeutlichen, haben wir einen kleinen Zeitstrahl erstellt, der ausgewählte historische Ereignisse zeigt.

Dieser Zeitstrahl hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, er nimmt euch nur auf eine kleine queere Reise durch unsere Zeit.




Der Zeitstrahl als .pdf zum Download:


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nameAK Rainbow - Queerer Zeitstrahl.pptx
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ca. 300.000 - 30.000 v. Chr.

Jäger und Sammler? Funde zeigen, dass nicht wie angenommen nur Männer für die Jagd und Frauen für die Höhle zuständig waren: viel mehr gab es eine gleichberechtigte Arbeitsteilung und auf Jagd gingen alle.


ca. 17.000 - 7.000 v. Chr.

Überlieferungen sprechen von „Menschen des dritten Geschlechts“, „Zwei-Geister“ oder ungeschlechtlichen Menschen


ca. 5000 v. Chr.

Kunst in der europäischen Mittelsteinzeit! In der Grotte von Addaura finden wir homo-erotische Abbildungen in die Felswände gehauen.

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ca. 2.900 - 2.500 v. Chr.

In antiken Gräbern vor Prag findet man ein männliches Skelett in einem traditionell weiblichen Grab. Man geht von von Transgeschlechtlichkeit oder Non-Binarität aus.


ca. 2.400 v. Chr.

Khnumhotep und Niankhkhnum sind das erste schriftlich festgehaltene homosexuelle Paar – zweihochrangige Männer am ägyptischen Pharaonen-Hof. Ihr Grab zeigt sich liebende Männer, in den Inschriften wird die Liebe beschrieben.


ca. 1775 - 1761 v. Chr.

König Zimri-Lim der Mari werden verschiedene männliche Liebhaber zugeschrieben


ca. 630 - 570 v. Chr.

Die griechische Dichterin Sappho lebt – und schreibt über die Liebe zwischen Frauen auf der Insel Lesbos. Daher übrigens auch der Begriff „lesbisch“.


ca. 630 - 600 v. Chr.

Griechischen Aristokraten wird zugeschrieben, homosexuelle Beziehungen geführt zu haben. Eine gleichgeschlechtliche Ehe sei verboten, jedoch sei es üblich gewesen, sich auch lebenslang an einen Mann zu binden. In Alt-Thera findet man Wand-Inschriften, die gleichgeschlechtlichen Verkehr belegt.


ca. 540 - 530 v. Chr.

Im etruskischen „Grab der Bullen“ werden Bilder von schwulem Geschlechtsverkehr gefunden. Die Grabinschriften spielen auf den griechischen Achilles, den trojanischen Prinzen Troilus und den Apollo-Kult an.

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ca. 538 - 330 v. Chr.

Das biblische Buch Levitikus wird geschrieben: Du sollst nicht beim Mann liegen wie bei einer Frau, es ist ein Gräuel. Die aktuelle Forschung nimmt das hebräische Original nochmal unter die Lupe. Hier könnte es zu Übersetzungsfehlern gekommen sein: Es könnte auch heißen, dass Männer nicht im gleichen Bett schlafen sollen, dass die passive Rolle beim gleichgeschlechtlichen Verkehr verboten und die penetrative Rolle erlaubt sei, oder dass der Geschlechtsverkehr mit Kindern verboten ist. Es ist also doch nicht so klar, wie gedacht.


ca. 450 v. Chr.

In Palästina wird Levitikus zum Gesetz – männliche Homosexualität wird mit dem Tode bestraft.


ca. 387 v. Chr.

Bei Platons Symposium stellt Aristophanes eine Theorie des „dritten Geschlechts“ vor.


ca. 346 v. Chr.

Homosexuelle Liebesbeziehungen in Athen werden diskutiert. Die Prostitution und anale Penetration von männlichen Bürgern ist verpönt – hingegen bei Frauen, männlichen Ausländern und Sklaven erlaubt. Männliche Prostitution wird gleich besteuert wie weibliche Prostitution.


ca. 338 v. Chr.

Die Heilige Schar von Theben gilt als unbesiegbare Eliteeinheit – und bestand aus 150 männlichen Liebespaaren. Ihnen wird zugeschrieben, dass die Liebe sie stärker machen würde. Sie werden von Truppen des makedonischen Königs Philip II. vernichtet, der den Tod betrauert und ihre Ehre preist.


ca. 200 v. Chr.

In der Kultur der Moche in Peru entstehen figürliche Keramiken, die gleichgeschlechtliche Sexualität zwischen Frauen und Männern darstellen.

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ca. 200 v. Chr.

In Indien verfassen brahmanische Philosophen das Manusmriti, ein Gesetzbuch, in dem unter anderem der Glaube manifest wird, dass erotische Gedanken und Handlungen den Geist und den Charakter schwächen; nach gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen wird für „Zweimalgeborene“ ein rituelles Bad empfohlen, um den „Schmutz“ dieser Akte abzuwaschen. Es ist Frauen untersagt, mit Jungfrauen sexuelle Kontakte zu pflegen, Frauen an sich ist es jedoch erlaubt


ca. 200 v. Chr.

Im indischen Epos Ramayana wird eine weibliche homoerotische Beziehung beschrieben. Im Padma Purana wird das „dritte Geschlecht“ beschrieben, ebenso der erfüllte Wunsch eines Mannes, als Frau zu leben.


ca, 150 v. Chr.

Es wird berichtet, dass gleichgeschlechtliche Sexualakte unter Soldaten der römischen Armee durch eine Prügelstrafe geahndet wurde, welche oft im Tod endete.


ca. 50 v. Chr.

Der römische Dichter Catull schreibt erotische Gedichte. Er beschreibt eine Affäre zu einer Frau namens Lesbia – anschließend schriebt er acht Gedichte für seinen männlichen Liebhaber Iuventius.


ca. 30 v. Chr.

Die römischen Poeten Virgil und Horaz beschreiben die erotische Anziehungskraft beider Geschlechter. Ihre Geschichte um die unerfüllte Liebe des Schäfers Cordyon zu dem Sklavenjungen Alexis wird die bekannteste homoerotische Dichtung der römischen Antike.


Jahr 0

Jesus wird geboren. Das hat einige Menschen glücklich, andere unglücklich gemacht. Man streitet sich heute noch.


ca. 1 n. Chr.

Der chinesische Kaiser Ai Di aus der Han-Dynastie weiß nichts von Jesus. Stattdessen stirbt er. Auf dem Sterbebett ernennt er seinen Liebhaber Dong Xian zum Nachfolger – dieser bringt sich kurz darauf jedoch aus Liebeskummer um.


ca. 40 n. Chr.

Der hellenistisch-jüdische Philosoph Philon von Alexandria ist einer der ersten, der non-reproduktive sexuelle Praktiken, insbesondere homosexuelle Männer, verdammt. Männer, die sich feminin verhalten oder kleiden seien zu bestrafen,


ca. 54 n. Chr.

Nero wird römischer Kaiser. Er heiratet zwei Männer in offiziellen Zeremonien. Einem seiner Ehepartner werden dieselben Ehren zuteil, die einer kaiserlichen Gemahlin zugestanden hätten. Zeitgenössische Schriftsteller kritisieren dies.


ca. 91 n. Chr.

Der jüdische Historiker Flavius Josephus unterstützt die Verbreitung des Gedankens, dass die „gleichgeschlechtliche Unzucht“ die Sünde und damit Ursache für die biblische Zerstörung von Sodom und Gomorra sei. Dank seiner und anderer Schriften wird der Begriff der Sodomie für homosexuelle Handlungen eingeführt.


ca. 98 n. Chr.

Trajan, einer der beliebtesten römischen Kaiser, beginnt seine Herrschaft. Trajan war bekannt für seine Homosexualität und seinen Hang zu jungen Männern. Der König von Edessa, Abgarus, nutzte dies zu seinem Vorteil und sandte, nachdem er sich einmal den Ärger Trajans zugezogen hatte, erfolgreich seinen gut aussehenden Sohn, um sich zu entschuldigen


ab 98 n. Chr.

Es wird über verschiedene Hinrichtungspraktiken östlich des Rheins und nördlich der Donau von germanischen Völkern berichtet. Feiglinge, Kampfunwillige und „körperlich schändliche“ seien durch Versenken im Moor bestraft worden. Darunter „Selbstverstümmler“, körperlich Behinderte und gleichgeschlechtlich Praktizierende. Es wird von einer systematischen Homosexuellenverfolgung der Germanen ausgegangen.


ca. 100 n. Chr.

Plutarch beschreibt in seinen griechischen Essays die Mann-Mann und Mann-Jünglings-Beziehungen berühmter Griechen und Römer sowie Frau-Frau-Beziehungen auf Sparta. Auch stellt er die fälschliche These auf, dass es keine gleichgeschlechtlichen Handlungen im Tierreich gäbe.


Oktober 130 n. Chr.

Der römische Kaiser Hadrian betrauert den Tod seines Liebhabers Antinoos. Etwa 100 gefundene Marmorbildnisse Antinoos zeigen den vom Kaiser angeordneten Kult zu seiner Vergöttlichung.


ca. 150 - 160 n. Chr.

Der römische Artemidorus Daldianus interpretiert sexuelle Akte unter Männern als natürlich, während die unter Frauen als unnatürlich galten. Gleichzeitig beschreibt der griechische Lukian das homoerotische Erleben von Frauen in der Antike.


193 n. Chr.

In Palästina stellt der Rabbi Jehuda ha-Nasi die Mishna als Ergebnis langer religiongesetzlicher Diskussion vor: Mann-männlicher Verkehr sei mit Steinigung zu strafen. Gleichzeitig berichten chinesische Geschichtsbücher von lesbischen Beziehungen bei Hofe.


249 n. Chr.

Der römische Kaiser Philip versucht, die männliche Prostitution im römischen Reich zu verbieten; das Gesetz wird jedoch weitgehend ignoriert. Stattdessen wird männliche Prostitution einfach besteuert.


275 n. Chr.

Im China der westlichen Jin-Dynastie ist es üblich, neben der einzigen reproduktiven heterosexuellen Beziehung auch eine weitere homoerotische Beziehung zu führen.


314 n . Chr.

Das Konzil von Ancyra (Ankara, Türkei) stellt Unzucht, „sexuelle Sünden“ sowie sexuelle Handlungen unter Männern unter die Strafe der Exkommunikation.


342 n. Chr.

Im römischen Reich wird männliche Prostitution konsequenter verboten, zusammen mit der Ehe zwischen Männern und sexuellen Akten unter Männern.


390 n. Chr.

Kaiser Theodosius I. erlässt ein Gesetz gegen die Verbreitung der Feminisierung unter Männern – darauf steht eine öffentliche Verbrennung. Das Gesetz zielte auf transgeschlechtliche Personen und männliche Prostituierte ab.


400 n. Chr.

Im Kama Sutra wird neben dem dritten Geschlecht, verschiedenen Typen Homosexueller, Transgender auch die lesbische Liebe im Harem beschrieben.


506 n. Chr.

Im frühmittelalterlichen westgotischen Spanien erlässt Alarich II. ein Gesetz, dass Sexualität zwischen Männern kriminalisiert. Außerhalb Spaniens ist sie weitgehend legal und akzeptiert.


700 n. Chr.

Die Kriminalisierung von männlicher Homosexualität wird in Europa weiter vorangetrieben. Ab 700 wird auch weibliche Homosexualität aufgeführt. Das Strafmaß überschreitet nicht das von Ehebruch.


ca. 700 - 1000 n. Chr.

Es gibt einige Berichte von homoerotischer Dichtung, Liebe zwischen Mönchen und männliche Liebhaber von Königen. Es ist aber auch das dunkle Mittelalter und das Bildungsniveau sank erheblich – weniger schreibende Menschen und weniger Quellen. Daher gibt es jetzt ein paar Bilder, wie sich Menschen angezogen haben. Spoiler: Viele Männer in Kleidern.

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1051

Der hl. Peter Damian verfasst das „Book of Gomorrah“, in dem er lebhaft homosexuelle Sexualpraktiken beschreibt. Er stellt fest, dass diese besonders unter Priestern weit verbreitet seien. Es gelingt ihm nicht, seine Zeitgenossen davon zu überzeugen, dass die „Sodomie“ ein Problem sei. Papst Leo IX. fasst dies als Sünde auf, weigert sich jedoch hart durchzugreifen.


1073

Papst Gregor VII. ordnet an, die Werke Sapphos über lesbische Liebe öffentlich zu verbrennen.


Ab 1100

Der Rat von London kriminalisiert Homosexualität – obwohl dies in der Öffentlichkeit üblich war. Dies änderte auch die kirchliche Ansicht in Großbritannien. War sie zuvor gleichgültig bis wenig verurteilend, begann sie nun mit der Unterstützung der sogenannten „Sodomitenverfolgung“, einer systematischen Verfolgung Homosexueller. Dies breitete sich über Europa aus.


1212

Das Pariser Konzil verbietet Nonnen, im gleichen Bett zu schlafen. Frauen wird eine von Natur aus unkontrollierbare Lust zugeschrieben, die sie häufig auslebten, besonders wenn sie ein Bett teilten.


ca. 1290

Der englische John Boswell dokumentiert, dass in der Zeit zwischen 1250 und 1300 die in Europa bislang völlig legalen homosexuellen Aktivitäten zu einer in den meisten zeitgenössischen Gesetzessammlungen mit der Todesstrafe bedrohten Straftat geworden sei.


1292

Der ostfriesländische Messerschmied John de Wettre wird am 28. September 1292 wegen sexuellen Handlungen mit einem anderen Mann zur Verbrennung durch den Scheiterhaufen verurteilt. Es ist die erste dokumentierte Hinrichtung aufgrund gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen in Westeuropa.


1300

Die meisten europäischen Länder verfolgen gleichgeschlechtliche Sexualität. In Norwegen werden Männer ausgestoßen und für vogelfrei erklärt, in Spanien wird männliche Homosexualität als Gefahr für das gesamte Land angesehen und mit dem Tode bestraft, in Frankreich wird jede gleichgeschlechtliche sexuelle Handlung entweder mit Genitalverstümmelung oder Verbrennung geahndet.

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1300 - 1500

Es ändert sich nicht viel, bis auf die Art der Bestrafung bei gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen. Viele Berichte sprechen von Verbrennung, lebenslanger Haft, Steinigung und mehr. Die päpstliche Inquisition verfolgt „Sodomie“, Florenz gründet als erste (und nicht letzte) europäische Stadt eine eigene Behörde dafür. P.S.: die Renaissance beginnt irgendwann um 1420.


1476

Leonardo da Vinci wird zwei Mal aufgrund homosexueller Handlungen bei der florentinischen Behörde angezeigt. Er wird aufgrund mangelnder Zeugen freigesprochen.


ca. 1420 - 1600

Renaissance!

So sahen übrigens Leute in der Renaissance aus! Röcke, Kleider, hohe Schuhe, Perücke, sehr viel Make-Up, Strumpfhosen – das alles natürlich für den Mann.

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Oktober 1513

Spanische Konquistadoren entdecken eine Gemeinschaft männlicher Crossdresser im heutigen Panama. Mindestens 40 von ihnen werden den Hunden zum Fraß vorgeworfen.


1514

Die florentinischen Behörden senken nach Protesten der Bevölkerung die Geldstrafen für Sodomie für 18 – 25-jährige. Studien der zeitgenössischen Gerichtsaktien zeigen, dass jeder zwölfte männliche Einwohner der „Sodomie“ verdächtigt wurde.


1531

Martin Luther bezichtigt den katholischen Klerus und die Mönche der „Sodomie“.


1533

König Heinrich VIII. von England kriminalisiert im „Buggery Act“ alle sexuellen Handlungen, die nicht der Fortpflanzung dienen. Darunter auch Masturbation, Analverkehr und Oralverkehr. Dies galt unabhängig vom Geschlecht. Höchststrafe war der Tod durch den Strick.


1540

Michelangelo widmet seinem Schüler Tommaso de‘ Cavalieri Liebesgedichte.

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1542

Der 22-jährige japanische Kriegsherr Takeda Shingen unterschreibt eine Erklärung, in der er seinem 16-jährigen Geliebten Kasuga Gensuke bestätigt, dass er niemals mit einem gewissen Yashichiro Sex hatte, noch dass er das jemals haben wird und schwört bei seiner unsterblichen Seele seine Treue zu Kasuga.


1547

Die Freiburgerin Agatha Dietzsch wird wegen des Tragens von Männerkleidung und Ehelichung einer Frau, Anna Reulin, an den Pranger gestellt und verbrannt.


1549

Der Missionar hl. Franz Xaver beginnt seine Mission in Japan. In einem Brief berichtet er, die Japaner würden nur einen großen Fehler haben: niemand fände die widernatürliche Sünde abnormal oder abscheulich.


1551

In einem Brief aus Brasilien berichtet der portugiesische Missionar Pater Pero Correia, dass die homoerotische Liebe unter den einheimischen Frauen genauso üblich sei wie in Afrika, wo er zuvor stationiert war; brasilianische Frauen trügen seiner Beobachtung nach Waffen und würden sogar gleichgeschlechtliche Ehen eingehen


1593

Christopher Marlowes Tragödie „Edward II.“ ist wahrscheinlich das erste englischsprachige Theaterstück, das mit einer Liebesbeziehung zwischen Männern sympathisiert.

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24. Mai 1610

Die Kolonie Virginia erlässt das erste Gesetz gegen die „Sodomie“ in den amerikanischen Kolonien.


1617 - 1665

Über die bisexuellen Affären des französischen Königs Ludwig XIII. und seiner Brüder Gaston und César kursieren viele Klatschgeschichten.


1623

Michelangelos Großneffe veröffentlicht die erste gedruckte Ausgabe der Gedichte des Künstlers. Dabei werden in den Liebesgedichten männliche Begriffe durch weibliche ersetzt. Die Originalfassung wird erst 1863 gedruckt.


ca. 1630

In China erscheint die „Kurze Chronologie der Liebe“, in der mitunter detailreich gleichgeschlechtliche Sexualität unter Männern beschrieben wird. Dabei wird auf Aufzeichnungen aus 2 Jahrtausenden verwiesen.


1631 - 1700

Es gibt viele Berichte über die Verurteilung und Bestrafung gleichgeschlechtlicher Sexualität, insbesondere in Großbritannien und den amerikanischen Kolonien. 1680 beginnt die französische Aufklärung.


1725

In Paris wird von der Polizei mit Hilfe von mouches (agents provokateurs) eine Liste mit 20.000 „Sodomiten“ zusammengestellt. Jährlich werden etwa 50 von ihnen verhaftet und obwohl Sodomie nach wie vor ein Kapitalverbrechen ist, kommen die meisten nur in Gefangenschaft, jedoch oft lebenslang. Kunden eines Londoner „Molly House“, eines Bordells für sexuell gleichgeschlechtlich verkehrende Männer, wehren sich gegen eine Polizei-Razzia; dies ist eines der ersten dokumentierten Beispiele für den Protest gleichgeschlechtlich Liebender gegen die Durchsetzung öffentlichen Rechts.


1726

In London wird das Bordell von Margaret Clap (Mother Clap) für gleichgeschlechtlich sexuell verkehrende Männer (ein sogenanntes mollyhouse) von der Polizei überfallen, Clap kommt dabei ums Leben und alle im Haus verhafteten Männer werden in Tyburn, dem Londoner Galgenplatz, hingerichtet. In Paris wird Benjamin Deschauffours auf dem Scheiterhaufen auf der Place de Grève verbrannt; obwohl er für Verbrechen wie Vergewaltigung und Mord angeklagt wurde, glauben einige seiner Zeitgenossen, dies sei eine ungerechtfertigte Strafe für begangene Sodomie; ein anonymer Schreiber publiziert ein Manifest des Protestes. Der Maler Jean-Baptiste Nattier (1678–1726) entzieht sich der drohenden Verbrennung, indem er den Freitod wählt.


1730 - 1811

In der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande bewirkt der Calvinismus eine aufsehenerregende Serie von Sodomieprozessen, die jeweils von 1730 bis 1737, in den Jahren 1764 und 1776 und zwischen 1795 und 1798 einen Höhepunkt erreichten. Bereits 1731 werden 250 Männer und Jungen des Verbrechens schuldig erklärt, etwa 10 % werden gehängt oder verbrannt, der überwiegende Rest wird verbannt oder ausgepeitscht.


1737

Die einflussreiche Familie der Medici in Florenz stirbt mit dem weithin als homosexuell geltenden Gian Gastone aus.


1740

Während der chinesischen Qing-Dynastie wird das erste Gesetz wider einvernehmliche „Sodomie“ verabschiedet. Es wird jedoch nur selten angewendet.


1760

Das vom Arzt Simon-Auguste Tissot verfasste Werk L'Onanisme bestärkt den verbreiteten Glauben, dass eine deutlich vergrößerte Klitoris Ursache gleichgeschlechtlichen Verlangens bei Frauen sei. Er gibt zu bedenken, dass diese, mit dem „Hermaphroditismus“ verwandte Veranlagung, sehr häufig auftrete. Während der nächsten Jahrzehnte wird das Werk des Schweizers häufig übersetzt und neu aufgelegt.


1764

Voltaires DictionnairePhilosophique (Philosophisches Wörterbuch) beinhaltet einen Artikel über die „Liebe nach Art des Sokrates“, samt einer Liste historischer der homoerotischen Liebe zugewandter Personen. Der Schlusssatz lautet: „schließlich glaube ich nicht, dass es jemals irgendeine gesittete Nation gab, die Gesetze gegen die Sitten erlassen hätte“. Damit setzte sich der Philosoph der Aufklärung für die Abschaffung der Strafgesetze gegen Homosexualität ein.


23. Februar 1778

Nachdem Baron Friedrich Wilhelm von Steuben nach Indiskretionen über seine Beziehungen zu jungen Männern Verfolgung in Preußen befürchtet, kommt er in Begleitung seines hübschen 17-jährigen Sekretärs in Valley Forge, Pennsylvania an, um die zerlumpte Armee George Washingtons zu trainieren. Deshalb wird Steuben regelmäßig angeführt, wenn es um die Geschichte der Inklusion Homosexueller in das US-Militär geht.


11. März 1778

In Valley Forge, Pennsylvania wird Lieutenant Frederick Gotthold Enslin der erste Amerikaner, der wegen versuchter Sodomie aus der Armee entlassen wird.


1782

Johann Friedels „Briefe über die Galanterien von Berlin“ ist das erste Buch, das gleichgeschlechtliches männliches Cruising und Prostitution in Berlin beschreibt.


25. Oktober 1783

Deborah Sampson wird in Westpoint, New York ehrenhaft aus dem Massachusetts Regiment entlassen, nach zahlreichen Kämpfen in den Schlachten des Regiments fiel ihre Verkleidung erst nach eineinhalb Jahren nach einer Verwundung auf. Sie hatte während dieser Zeit einige Verbindungen mit Frauen, obwohl sie später heiratete und eine militärische Pension erhielt.


1784

Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Friedrichs II., nimmt in Paris 130.000 Taler Kredit auf, wofür König Ludwig XVI. persönlich bürgt, um die Schulden seines Geliebten, des Offiziers Christian Ludwig von Kaphengst (1740–1800), zu tilgen.


1786 - 1788

Goethe macht auf seiner Italienischen Reise zahlreiche erotische, darunter vereinzelt auch homoerotische Erfahrungen, die er bald darauf in seinen Römischen Elegien verarbeitet.

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1789 - 1799

Die Französische Revolution beginnt. In der Nationalversammlung fordern „sodomitische Bürger“ Freiheit und Anerkennung. Am 25. September 1791 wird männliche Homosexualität entkriminalisiert.


1795

Belgien und Luxemburg entkriminalisieren gleichgeschlechtliche Handlungen. Marquis de Sade verfasst Die Philosophie im Boudoir, worin fast jede vorstellbaren Variante sexueller Handlungen beschrieben wird; Das Buch wird zwei Jahrzehnte später verboten, bleibt aber bis zu seiner allgemein zugänglichen Neuverlegung in den 1960ern ein Klassiker des Untergrunds.


1796

In Frankreich wird posthum das Werk La Religieuse („Die Nonne“) des Enzyklopädisten Denis Diderot publiziert, in dem eine dekadente und libidöse Mutter Oberin versucht, eine junge Nonne zu verführen; seine Charakterisierung der sittlich verwahrlosten Frau, die andere Frauen begehrt, wird in den französischen Romanen des 19. Jahrhunderts üblich.


1810

Die Polizei durchsucht den Pub „White Swan“ in der Vere Street in London, als eine der ersten „Schwulenbars“ wird der „Weiße Schwan“ von einer Vielzahl von Männern besucht; Zeitzeugen beschreiben die meisten von ihnen als weibisch, mit Ausnahmen wie „Fanny, einem athletischen Flussschiffer“ und „Lucy, einem herkulischen Kohlenträger“. In Frankreich tritt der Code pénal in Kraft, einvernehmliche gleichgeschlechtliche Handlungen sind nicht strafbar, viele westliche Staaten und ihre Kolonien nehmen diesen Code als Gesetz an.

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1811

Die Niederlande entkriminalisieren gleichgeschlechtliche Handlungen.


1812

Schottische Behörden diskutieren darüber, ob Geschlechtsverkehr zwischen Frauen überhaupt möglich sei. Sie kommen zum Schluss, dass es nicht möglich ist.


1813

Dank der Unterstützung des Juristen Anselm von Feuerbach stellt Bayern in Anlehnung an den Code Civil sexuelle Handlungen zwischen Männern straffrei.


1822

Spaniens neues Gesetzbuch enthält keine Erwähnung der Sodomie.


1828

Der Begriff „Verbrechen wider die Natur“ wird erstmals im Strafgesetzbuch der Vereinigten Staaten von Amerika verwendet.


1830

Brasilien entkriminalisiert gleichgeschlechtliche Handlungen. Der Begriff asexuell wird in der Biologie das erste Mal verwendet.


1832

Russland stellt den Analverkehr zwischen Männern im neuen Strafgesetzbuch (Artikel 995) mit bis zu fünf Jahren Verbannung nach Sibirien unter Strafe. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben den Unabhängigkeitskrieg gewonnen.


1835

Zum ersten Mal in der Geschichte wird die gleichgeschlechtliche Liebe vom polnischen Kongress, damals unter dem zaristischen Regime, als illegal erklärt. Zwei bekannte Romane Honoré de Balzacs Das Mädchen mit den goldenen Augen und Théophile Gautiers Mademoiselle de Maupin (dessen Hauptfigur sich selbst als Zugehörige zum „dritten Geschlecht“ bezeichnet) beschreiben lesbische Femmes fatale von androgyner Schönheit; diese dekadenten und glamourösen Heldinnen werden für eineinhalb Jahrhunderte zum Stereotyp.


1836

In der Schweiz verfasst Heinrich Hoessli die erste Ausgabe von Eros: Die Männerliebe der Griechen, eine historische Studie und Verteidigung der gleichgeschlechtlichen Liebe und eines der ersten Bücher, die zu sozialer Toleranz für die betroffenen Personen aufrufen.


1848 - 1849

Deutsche Revolution


1840

Letzte bekannte Hinrichtung wegen männlicher gleichgeschlechtlicher Handlungen in Großbritannien, die Todesstrafe bleibt aber bis zur Gesetzesreform 1861 theoretisch möglich. Der deutsche Staat Hannover entkriminalisiert gleichgeschlechtliche Beziehungen.


1850

Der unkonventionelle Reiseführer Yokel’sPreceptor führt die Fleet Street und The Strand unter den Plätzen auf, an denen man fast sicher sein könne, Männer zu finden, die auf der Suche nach anderen Männern sind.


1851

In Preußen, dem mächtigsten der Staaten, die später Deutschland bilden werden, wird ein Vorläufer zum späteren Paragraph 175 erlassen, der sexuelle Mann-Mann-Handlungen unter Strafe stellt. Obwohl weniger streng gefasst als der spätere Paragraph, läuft er dem allgemeinen deutschen Trend, die gleichgeschlechtliche Sexualität zu entkriminalisieren, entgegen.

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1852

Der Forensiker Johann Ludwig Casper ist der erste in Deutschland, der behauptet, dass die Affinität zum gleichen Geschlecht angeboren sei. Portugal entkriminalisiert gleichgeschlechtliche Handlungen


1857

Der Franzose Amibroise Tardieu veröffentlicht eine sehr einflussreiche „medizinisch-gesetzliche Studie“, die eine Liste von Symptomen enthält, an denen man Männer erkennen kann, die eine Neigung zu widernatürlichen Praktiken haben; darunter ein trichterförmiges Rektum, deformierte Lippen und kleine Zähne.


1858

Das Osmanische Reich (die heutige Türkei) und der Irak entkriminalisieren die Sodomie.


1861

In England, Irland und Wales wird die strafrechtliche Konsequenz überführter Sodomisten von Hinrichtung (Erhängen) auf Gefängnisstrafen reduziert.


1863

In den Vereinigten Staaten werden zwei in Männerkleidung in der Unionsarmee dienende Frauen entdeckt. Die beiden Soldatinnen hatten sich gegenseitig kurz nach ihrer voneinander unabhängigen Verpflichtung erkannt und teilten nach General Philip Sheridans Worten eine „Intimität“. Sie wurden aus der Armee entlassen.


ca. 1865

Durch die boomende Seidenindustrie und der folgenden wirtschaftlichen Unabhängigkeit wird es den Frauen im chinesischen Guangdong möglich, eine „Widerstandsbewegung gegen die Heirat“ zu formen, und ohne ihre Familien gemeinsam zu leben; Diese Bewegung existiert bis zur japanischen Invasion 1937 und zählt zu ihrem Höhepunkt mehr als 100.000 Frauen, viele von ihnen leben in langjährigen lesbischen Beziehungen zusammen.


29. August 1867

Karl Heinrich Ulrichs ist der erste selbsternannte männerliebende Mann, der sich öffentlich für die Rechte gleichgeschlechtlich Liebender ausspricht, als er sich vor dem Deutschen Juristentag in München für eine Resolution plädiert, die die Aufhebung der gegen die Sodomisten gerichteten Gesetze anmahnen soll.


6. Mai 1868

Der Begriff Homosexualität taucht erstmals in einem von Karl-Maria Kertbeny an Karl Heinrich Ulrichs gerichteten Brief auf.


1869

In einem offenen Brief an den preußischen Justizminister verwendet Karoly Maria Kertbeny das Wort „homosexuell“ erstmals in einem öffentlichen Forum. Der deutsche Arzt Karl Friedrich Otto von Westphal veröffentlicht einen Artikel in einem wissenschaftlichen Journal, der die „gegensätzliche sexuellen Gefühle“ erstmals aus dem Blickwinkel der beginnenden Fachrichtung Psychiatrie betrachtet, für ihn ist die Homosexualität eher eine Krankheit als ein moralisches Versagen und er plädiert für die Entkriminalisierung, damit es den Betroffenen leichter fällt, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.


1871

Homosexuelle Handlungen zwischen Männern werden trotz Protesten in Deutschland durch den Paragraphen 175 des Reichsstrafgesetzbuches unter Strafe gestellt. In der Folge werden von der Kriminalpolizei Homosexuellenlisten angelegt. Guatemala und Mexiko entkriminalisieren homosexuelle Handlungen


Mai 1873

Als Teil einer Kampagne, um das Land zu „modernisieren“ und die nationale Wiederbelebung zu fördern, macht die Meiji-Regierung einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen Männern zum ersten Mal in der japanischen Geschichte strafbar.


1886

Richard von Krafft-Ebing publiziert seine richtungsweisende und einflussreiche Psychopathia Sexualis, die die gleichgeschlechtlich orientierte Sexualität als eine degenerative Störung beschreibt. In England wird der Criminal Law Amendment Act of 1885 (Zusatz des Strafgesetzbuches), der sexuelle Beziehungen zwischen Männern, aber nicht zwischen Frauen unter Strafe stellt, durch die Zustimmung der Königin Victoria (Royal Assent) gültig. Argentinien entkriminalisiert die Homosexualität, während Portugal homosexuelle Handlungen wieder unter Strafe stellt.


1888

König Karl I. von Württemberg wird von seiner Regierung gezwungen, den Amerikaner Charles Burger von Woodcock-Savage, mit dem er ein Verhältnis hatte, zu verbannen.


1889

Der Cleveland-Street-Skandal in London berichtet von der Verbreitung von Homosexualität in aristokratischen Kreisen. In der Cleveland-Street wird ein Bordell aufgedeckt, in welchem vornehm das aristokratische London mit Jungen und Männern verkehrt – obwohl es gesetzlich verboten war. Es wird vermutet, dass Prinz Albert Viktor und einige Angehörige des höheren Adels mit involviert waren.


1889

Der Pariser Reiseführer Des Plaisirs führt den Leser zu einem Restaurant auf dem Montmartre, das häufig von Lesben besucht wird. Einvernehmliche homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen werden in Italien legal. Die Höchststrafe für Sodomie wird in Schottland von Erhängen auf Gefängnisstrafen reduziert.


1892

Die Begriffe „bisexuell“ und „heterosexuell“ werden in der Übersetzung von Krafft-Ebings Psychopathia Sexualis durch Charles Gilbert Chaddock erstmals auf Englisch in ihrer heutigen Bedeutung verwendet.

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Januar 1895

Edward Carpenter veröffentlicht in aller Stille ein Pamphlet namens Homogenic Love and Its Place in Society, eines der ersten Dokumente, die betonen, dass die gleichgeschlechtliche Liebe und die Männer und Frauen, die diese praktizieren, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten.


1895

Der Prozess gegen Oscar Wilde endet mit seiner Verurteilung zu zwei Jahren Haft wegen „grob unsittlichen Verhaltens“ nach den Vorgaben des Criminal Law Amendment Act von 1885


1896

Das erste erfolgreiche regelmäßig erscheinende Magazin für Homosexuelle in Deutschland Der Eigene wird erstmals auf Staten Island, New York, verlegt. Alice Austen beginnt das Leben einer kleinen Gruppe ihrer weiblichen Freunde und ihrer Geliebten Gertrude Tate fotografisch zu dokumentieren.


1897

Magnus Hirschfeld gründet am 14. Mai das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee, um die Förderung homosexueller Rechte und die Aufhebung des Paragraphen 175 zu organisieren. George Cecil Ives organisiert die erste Gruppe für homosexuelle Rechte in England, den Orden von Chaeronea. Oscar Wilde wird aus dem Gefängnis entlassen und verbringt den dreijährigen Rest seines Lebens im selbstauferlegten Exil in Frankreich und Italien.


13. Januar 1898

Der deutsche Reichstag debattiert eine Petition zur Aufhebung des Paragraphen 175, veranlasst von Hirschfeld und unterschrieben von Dutzenden prominenter Oppositionsführer unterschrieben, wird die Petition aber nur von einer politischen Partei im Reichstag unterstützt, der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (die spätere SPD) geführt von August Bebel. Der Reformversuch scheitert.


1900

Die niederländische Wochenzeitung „Pst-Pst“ enthält einige der ersten Beispiele lesbischer Kontaktanzeigen. Elisar von Kupffer veröffentlicht die bahnbrechende Anthologie Freundesliebe, die Schriften über homoerotische Liebe aus der ganzen Welt vorstellt.


1901

Die österreichische Schriftstellerin Aimee Duc (Pseudonym von Minna Wettstein-Adelt) veröffentlicht Sind Es Frauen? einen Roman über eine Gruppe unabhängiger Frauen in Genf, eine der weltweit ersten positiven Darstellungen lesbischer Liebe.


21. Februar 1903

In New York City wird von der New Yorker Polizei am 21. Februar die erste in den USA protokollierte Razzia in einem gleichgeschlechtlich veranlagten Badehaus, dem Ariston Hotel Baths, durchgeführt. 26 der 78 vorgefundenen Männer werden verhaftet, 12 wegen Vergehen gegen das Sodomie-Gesetz vor Gericht gestellt, und 7 von ihnen erhalten Gefängnisstrafen zwischen 4 und 20 Jahren.


1904

Im Januar verbannt Kaiser Franz Joseph I. von Österreich seinen schwulen Bruder Ludwig Viktor aus Wien. Am 9. Oktober schlägt die Frauenrechtlerin Theo Anna Sprüngli (1880–1953) in einer Rede vor dem Wissenschaftlich-Humanitären Komitee in Berlin unter ihrem Pseudonym Anna Rüling eine Vereinigung der Feministinnen mit den „uranischen“ Männern und Frauen vor, um die ähnlichen Interessen der beiden Bewegungen in ihrem Kampf für soziale Reformen voranzubringen


1905

Sigmund Freud beschäftigt sich erstmals in den Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie intensiv mit der Homosexualität, die er im Gegensatz zur gültigen Lehrmeinung der degenerativen Störung für eine Art Fehlentwicklung hält.


1907

Adolf Brand, Vorsitzender und Aktivist der Gemeinschaft der Eigenen, die an der Aufhebung des Paragraphen 175 arbeiteten, veröffentlicht ein Schriftstück, das den Kanzler des Deutschen Kaiserreichs, Fürst Bernhard von Bülow, als Homosexuellen outet. Der Fürst verklagt Brand wegen Verleumdung und kann seinen Namen reinwaschen, Brand wird zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt. 


1907

Sholem Aschs Theaterstück Der Gott der Rache feiert in Berlin Premiere, die Geschichte eines jüdischen Mädchens und Tochter eines Bordellbesitzers präsentiert als eines der ersten Stücke lesbische Liebesszenen auf einer modernen europäischen Bühne.


1907 - 1909

Die Harden-Eulenburg-Affäre erregt weltweites Aufsehen und feuert die gesellschaftspolitische Debatte in Deutschland an. Neben seinem Freund Philipp zu Eulenburg wird auch Kaiser Wilhelm II., seit 1886 regelmäßiger Gast im homoerotisch angehauchten Liebenberger Kreis, indirekt kompromittiert. Magnus Hirschfeld wird als Gutachter herangezogen. Die Affäre hat politische Auswirkungen und heizt die Homophobie im Deutschen Reich an. Kriegsminister General Karl von Einem fordert in einer Reichstagsrede vom 29. November 1907 homosexuelle Offiziere auf, ihren Abschied aus der Armee zu nehmen. Reichskanzler Bernhard von Bülow, der in die Affäre hineingezogen worden war, tritt zurück.


1908

Edward Prime Stevenson, ein amerikanischer Schriftsteller, der den größten Teil seines Lebens in Europa verbraucht hat, veröffentlicht unter einen Pseudonym The Intersexes: A HistoryofSimilisexualismas a Problem in Social Life in Italien. Das Buch ist der erste detaillierte Bericht über urnische Subkulturen in größeren US-amerikanischen Städten. In Deutschland scheitert ein Versuch, die weibliche Homosexualität unter Strafe zu stellen nur knapp an der erforderlichen Mehrheit im Reichstag.


1910

Emma Goldman (US-amerikanische Anarchistin, Friedensaktivistin, Antimilitaristin, feministische Theoretikerin) spricht sich erstmals öffentlich für die Rechte Homosexueller aus.

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1913

Der Begriff faggot (engl.: Schwuchtel) wird erstmals in Portland, Oregon als Synonym für Homosexuelle in einem Vokabelverzeichnis für kriminellen Jargon gedruckt


1914

Der erste Weltkrieg beginnt.


1917

Die Oktoberrevolution in Russland führt zur Aufhebung des bisherigen Strafgesetzbuches, inklusive des Artikels 995.


3. Oktober 1918

In den letzten Wochen des Ersten Weltkriegs ernennt Kaiser Wilhelm II. seinen Cousin, den bisexuellen Prinzen Max von Baden, zum Reichskanzler. Nach der Novemberrevolution übergibt dieser das Amt an den Sozialdemokraten Friedrich Ebert.


1920

Der Ausdruck Gay wird das erstmals innerhalb der Subkultur als Synonym für homosexuell verwendet.


1921

Der erste Versuch, in der britischen Geschichte lesbische Beziehungen unter Strafe zu stellen, scheitert.


1922

Die Einführung eines neuen Strafgesetzbuches in der Sowjetunion entkriminalisiert offiziell homosexuelle Handlungen. Magnus Hirschfeld richtet eine Petition an den Reichstag zur Abschaffung des § 175 des Strafgesetzbuchs, die u. a. auch Thomas Mann unterschreibt.


1924

Die erste Bürgerrechtsbewegung für Homosexuelle in den USA wird in Chicago gegründet The Society for Human Rights. Die Bewegung existiert nur einige Monate, bis sie durch die Polizei aufgelöst wird. Panama, Paraguay und Peru legalisieren die Homosexualität.


1925

Die polnisch-jüdische Migrantin Eva Kotchever eröffnet in New York City das erste Lokal für Lesben in der Stadt, genannt Eve Addams Tearoom


1930

Das neue dänische Strafgesetzbuch entkriminalisiert Homosexualität.


1932

Das neue polnische Strafgesetzbuch entkriminalisiert Homosexualität im gesamten Land.


1933

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) verbietet alle homosexuellen Vereinigungen. Homosexuelle werden in Konzentrationslager verbracht. Die Bibliothek in Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft wird verbrannt, das Institut vernichtet. Die Philippinen entkriminalisieren Homosexualität, während homosexuelle Handlungen in der UdSSR wieder unter Strafe gestellt werden.


1934

Uruguay entkriminalisiert Homosexualität. Hitler inszeniert den sogenannten „Röhm-Putsch“, um Säuberungen in der NSDAP vorzunehmen, wobei homosexuelle Netzwerke beseitigt werden.


1937

Der rosa Winkel wird erstmals für schwule Männer in deutschen Konzentrationslagern verwendet.

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1940

Island entkriminalisiert Homosexualität.


1941

Transgeschlechtlichkeit wird erstmals in Bezug zu Homo- und Bisexualität gesetzt.


1942

Die Schweiz entkriminalisiert Homosexualität, sofern die Beteiligten über 20 Jahre alt sind.


1944

Schweden entkriminalisiert Homosexualität, sofern die Beteiligten über 20 Jahre alt sind. Der schwule König Gustav V. hält Schweden ab 1941 aus dem Zweiten Weltkrieg heraus, indem er eine „deutschfreundliche“ Politik durchsetzt und Truppendurchquerungen erlaubt. Surinam legalisiert Homosexualität.


1945

Der Krieg endet. Bei der Befreiung der deutschen Konzentrationslager durch die Alliierten wurden diejenigen, die wegen homosexueller Vorwürfe interniert waren, nicht befreit; sie mussten ihre Strafen gemäß dem Paragraphen 175 abbüßen. Portugal entkriminalisiert Homosexualität zum zweiten Mal in seiner Geschichte.


1946

COC Nederland (damals Cultuur- en Ontspannings Centrum), eine der ersten homophilen Organisationen wird in den Niederlanden gegründet. COC ist bis heute die älteste bestehende LBGT-Vereinigung.


1948

Die homosexuelle Gruppierung Forbundetaf 1948 („Liga von 1948“) wird in Dänemark gegründet. Die kommunistischen Machthaber in Polen legen 15 Jahre als Schutzalter fest, ab dem jedwede sexuellen Handlungen straffrei sind, unabhängig ob hetero- oder homosexuell


1950

Die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) hebt die Zusätze der Nationalsozialisten zum Paragraphen 175 teilweise auf. 


1951

Jordanien sowie Griechenlandentkriminalisieren Homosexualität.


1956

Thailand entkriminalisiert homosexuelle Handlungen.


1957

Der US-amerikanische Arzt Harry Benjamin prägt den Ausdruck „transsexuell“. Der Wolfenden Report empfiehlt die Entkriminalisierung einvernehmlichen homosexuellen Verhaltens zwischen Erwachsenen im Vereinigten Königreich. Die Psychologin Evelyn Hooker veröffentlicht eine Studie, nach der homosexuelle Männer genau so gut angepasst sind wie nicht-homosexuelle Männer; diese Studie wird ein entscheidender Faktor, um die Entfernung der Homosexualität im Jahre 1973 aus dem Handbuch der geistigen Störungen der American Psychiatric Association (Vereinigung amerikanischer Psychiater) voranzutreiben.


1961

Die Tschechoslowakei und Ungarn entkriminalisieren Sodomie. Der Vatikan erklärt, dass es niemandem, der von der „perversen Neigung“ zu Homosexualität betroffen ist, erlaubt sein sollte, kirchliche Gelübde abzulegen oder in der römisch-katholischen Kirche ordiniert zu werden. Jose Sarria ist mit seiner Kandidatur für den San Francisco Board of Supervisors (Stadtrat von San Francisco) weltweit der erste offen Schwule, der sich für ein öffentliches Amt zur Wahl stellt.


1962

Illinois ist der erste Bundesstaat der USA, der die Sodomie-Gesetze aus dem Strafgesetzbuch streicht.


1963

Israel entkriminalisiert mit einer Entscheidung gegen den entsprechenden Passus im alten britischen Mandatsgesetz von 1936 de facto Sodomie und sexuelle Handlungen zwischen Männern (das vorangegangene Gesetz wurde tatsächlich nie angewandt).


19. September 1964

Am 19. September fand die erste öffentliche Demonstration für die Rechte von Homosexuellen nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Vor dem US Army inductioncenter in der Whitehall Street in New York City hielten zehn Männer und Frauen (vier Homosexuelle und sechs heterosexuelle Unterstützer) eine Mahnwache gegen die Ausmusterung und unehrenhafte Entlassung von Homosexuellen ab.


1965

In den USA finden an der Ostküste über das Jahr verteilt mehrere Mahnwachen für die Rechte von Homosexuellen statt, von denen einige medial wahrgenommen wurden.


1966

Der Compton’s Cafeteria Riot (Comptons Cafeteria Aufstand) von Transgendern und Crossdressern in Los Angeles findet statt.


1968

Paragraph 175 wird in Ostdeutschland abgeschwächt, homosexuelle Handlung sind für über 18-Jährige zukünftig straffrei. Bulgarien entkriminalisiert homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen.


1969

In New York findet der Stonewall-Aufstand statt.

Stonewall, kurz für Stonewall-Aufstand oder Stonewall-Unruhen, war eine Serie von gewalttätigen Konflikten zwischen LGBT-Personen und Polizeibeamten in New York City. Die ersten Auseinandersetzungen fanden in der Nacht zum Samstag, dem 28. Juni 1969 ab etwa 1:20 Uhr statt, als Polizeibeamte eine Razzia im Stonewall Inn durchführten, einer Bar mit homosexuellem und transidentem Zielpublikum in der Christopher Street an der Ecke der 7th Avenue im Greenwich Village.

Das Ereignis wird von der LGBT-Bewegung weltweit als Wendepunkt in ihrem Kampf für Gleichbehandlung und Anerkennung angesehen. Pride-Paraden, im deutschen Sprachraum oft im Andenken an die Stonewall-Unruhen Christopher Street Day (CSD) genannt, nehmen hier ihren Ausgangspunkt.

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1969

Paragraph 175 wird in Westdeutschland abgemildert. Homosexuelles Verhalten wird in Kanada ab einem Alter von 21 mit sexuellen Handlungen und ab dem 14. Lebensjahr ohne sexuelle Handlungen legalisiert. Polen entkriminalisiert die homosexuelle Prostitution.


1970

Der erste Gay Liberation Day March (engl. „Marsch zum Tag der Befreiung der Schwulen“) findet in New York statt. Der erste Gay Freedom Day March (engl. Marsch zum schwulen Tag der Freiheit) findet in Los Angeles statt. Der erste „Gay-in“ findet in San Francisco statt. In Australien wird die CAMP (Campaign Against Moral Prosecution – engl.: „Kampagne gegen die moralische Verfolgung“) gegründet.


1971

Homosexualität wird in Österreich, Costa Rica und Finnland legalisiert. Die amerikanischen Bundesstaaten Colorado und Oregon heben die Sodomie-Gesetze auf. Der US-Bundesstaat Idaho hebt die Gesetze ebenfalls auf, führt sie aber wegen der Entrüstung unter den Mormonen und Katholiken wieder ein. Die University of Michigan richtet das erste akademische Büro für LBGT-Programme ein


1972

Schweden wird das weltweit erste Land, das Transgeschlechtlichen die legale Änderung ihres Geschlechts erlaubt und eine kostenlose Hormontherapie anbietet. Hawaii legalisiert Homosexualität. Norwegen legalisiert Homosexualität In Münster findet die erste Schwulendemo der Bundesrepublik Deutschland statt.


1973

Die American PsychiatricAssociation (Amerikanische Psychiatrische Gesellschaft) streicht Homosexualität aus seinem Katalog geistiger Krankheiten, dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-II). In der Bundesrepublik Deutschland (damals nur Westdeutschland) wird das Alter, ab dem homosexuelle Handlungen erlaubt sind, auf 18 herabgesetzt, obwohl das Schutzalter für heterosexuelle Handlungen bei 14 Jahren liegt.


1974

Mit der Wahl in den Stadtrat von Ann Arbor wird Kathy Kozachenko die erste offen homosexuelle Amerikanerin, die je in ein öffentliches Amt gewählt wird. Ohio hebt die Sodomie-Gesetze auf. In London wird die erste offizielle Telefonseelsorge für LBGT-Ratsuchende eröffnet, die London Lesbian and Gay Switchboard; ein Jahr später folgt die Brighton Lesbian and Gay Switchboard.


1975

Panama ist das zweite Land der Welt, das Transgeschlechtlichen erlaubt nach der geschlechtsanpassenden Operation ihre persönlichkeitsbezogenen Dokumente an ihr neues Geschlecht anzugleichen.


1976

Der BdP wird gegründet.


1978

Die Regenbogenflagge wird das erste Mal im Zusammenhang mit der Gay-Pride-Bewegung verwendet.

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1980

Schottland entkriminalisiert Homosexualität; David McReynolds ist der erste LBGTler, der sich um das Amt des amerikanischen Präsidenten bewirbt, er steht auf der Kandidatenliste der Sozialistischen Partei der USA.


1981

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erklärt im Prozess „Dudgeon v. United Kingdom“ die Kriminalisierung Homosexueller in Nordirland für unzulässig, dies führt dort im Folgejahr zur Entkriminalisierung homosexueller Praktiken. Victoria, Australien and Kolumbien entkriminalisieren Homosexualität und setzen ein einheitliches Schutzalter für sexuelle Handlungen fest. Die Moral Majority (engl.: Moralische Mehrheit) beginnt ihren antihomosexuellen Kreuzzug. Norwegen ist das erste Land der Welt, das ein Antidiskriminierungsgesetz zum Schutz Homosexueller erlässt. Die erste geschlechtsanpassende Operation Hongkongs wird durchgeführt.


1982

Wisconsin ist der erste amerikanische Bundesstaat, der die Diskriminierung Homosexueller verbietet. New South Wales ist der erste australische Staat, der die Diskriminierung aufgrund vermuteter oder tatsächlicher Homosexualität unter Strafe stellt.


1984

Deutschland wird von der Kießling-Affäre erschüttert, der vermeintlich homosexuelle General wird vom Verteidigungsminister entlassen


1985

Frankreich untersagt die Diskriminierung aufgrund des Lebensstils (franz.: moeurs) bei Arbeit und Dienstleistungen. Das erste Mahnmal für die schwulen Opfer des Holocaust wird errichtet. Belgien gleicht das Schutzalter an. Der AIDS-Tod des Filmschauspielers Rock Hudson, eines Freundes und Ex-Kollegen des US-Präsidenten Ronald Reagan, bringt die Immunschwächekrankheit, die vor allem unter homosexuellen Männern grassiert, erstmals ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit.


1989

Western Australia legalisiert die männliche Homosexualität, Liechtenstein legalisiert Homosexualität. Dänemark ist weltweit die erste Nation, die Gesetze für eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare verabschiedet; weitestgehend haben diese Paare die gleichen Rechte, die aus einer Eheschließung resultieren, davon ausgenommen das Recht auf Adoption und eine kirchliche Trauung.


1991

Die Bahamas, Hongkong, die Ukraine and Queensland in Australia entkriminalisieren Homosexualität. Die „Rote Schleife“ wird erstmals als Symbol der Kampagne gegen AIDS/HIV verwendet.

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1992

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entfernt Homosexualität vom ICD-10, der internationalen Klassifikation von Krankheiten. Australien erlaubt homosexuellen Männern erstmals, im Militär zu dienen. Die Isle of Man, Estland und Lettland legalisieren Homosexualität. Island, Luxemburg und die Schweiz gleichen die betreffenden Schutzalterstufen an. Nicaragua stellt Homosexualität wieder unter Strafe.


1993

Litauen legalisiert Homosexualität. Norwegen erlässt Gesetze, die eine eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare, die mit den gleichen Rechten verheirateter Paare ausgestattet sind; hiervon ausgenommen das Recht auf Adoption und kirchliche Eheschließung.


1994

In Deutschland wird der Paragraph 175 aufgehoben. Israels oberster Gerichtshof stellt die Rechte homosexueller Paare mit den Rechten der heterosexuellen Paare, die nach den üblichen Gesetzen zusammenleben, gleich.  Bermuda, Serbien (inklusive des Kosovo) und Südafrika legalisieren Homosexualität.


1995

Schweden erlaubt eingetragene Partnerschaften. Der oberste Gerichtshof Kanadas, der Supreme Court of Canada stellt die sexuelle Orientierung unter die geschützten Rechte der Canadian Charter of Rights and Freedoms (engl. Kanadische Charta der Menschenrechte), die Diskriminierung aus diesen Gründen soll ausgeschlossen werden. Albanien und Moldawien entkriminalisieren Homosexualität.


1996

Das Schutzalter ab dem sexuelle Handlungen erlaubt sind wird in Burkina Faso angeglichen. Island erlaubt eingetragene Partnerschaften. Ungarn erkennt gleichgeschlechtliche Partnerschaften in nichtregistrierten häuslichen Gemeinschaften an. Rumänien entkriminalisiert Homosexualität, solange sie keinen Skandal verursacht. Mazedonien entkriminalisiert Homosexualität.


1997

Südafrika ist die erste Nation, die das Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in seine geltende Verfassung aufnimmt.  Fidschi wird das zweite Land, das den Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in seine Verfassung aufnimmt. Die Gesetze, die nicht-öffentliche homosexuelle Akte untersagen, werden in Tasmanien als letztem Staat Australiens aufgehoben; ebenso in Ecuador.


1999

Israels oberster Gerichtshof erkennt eine lesbische Partnerin als zweite legale Mutter des biologischen Sohns ihrer Lebensgefährtin an. In Finnland wird das Schutzalter für sexuelle Handlungen gleichgestellt.


2000

Georgien, Aserbeidschan und Gabun legalisieren Homosexualität, das Verbot der Förderung der Homosexualität, Verbreitung homosexueller Schriften („Clause 28“ ) in Schottland wird aufgehoben. Der Deutsche Bundestag entschuldigt sich offiziell bei den Schwulen und Lesben, die unter den Nationalsozialisten verfolgt wurden und für den Schaden, der homosexuellen Bürgern bis 1969 zugefügt wurde. Der 1. World Pride findet in Rom statt.


2001

Alle Staaten des Vereinigten Königreiches legalisieren Homosexualität, sofern sie das nicht bereits getan haben. In Berlin wird der offen schwule Politiker Klaus Wowereit zum Regierenden Bürgermeister gewählt. Daneben erlässt die deutsche Bundesregierung ein Gesetz zur eingetragenen Lebensgemeinschaft. Mit der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe sind die Niederlande das erste Land der Erde, in dem diese Lebensform anerkannt wird.


2002

In China wird Homosexualität entkriminalisiert. Rumänien hebt Artikel 200 auf, der benutzt wurde um „skandalöse Sodomie“ zu verbieten. Ein Gesetz für Lebenspartnerschaften wird in Buenos Aires erlassen, damit wird sie zur ersten lateinamerikanischen Stadt, die gleichgeschlechtliche Verbindungen legalisiert. Schweden erlaubt die Adoption von Kindern für gleichgeschlechtliche Paare. 


2003

Belize stellt Homosexualität wieder unter Strafe. Darüber hinaus wird die gleichgeschlechtliche Ehe wird in Belgien legalisiert.


2004

Massachusetts erlaubt die gleichgeschlechtliche Ehe, während dies in elf anderen Bundesstaaten durch öffentliche Referenden verhindert wird. Die häusliche Lebensgemeinschaft wird in New Jersey legalisiert. Australien verbietet die gleichgeschlechtliche Ehe, während in Neuseeland bürgerliche Lebensgemeinschaften erlaubt werden. In Luxemburg werden eingetragene Gemeinschaften zugelassen. Gleichgeschlechtliche Ehepaare erhalten in Belgien das Recht zur Adoption und werden der Ehe gleichgestellt.


2005

Neuseeland ist das erste Land der Welt, das Verbrechen aus Hass und die arbeitsrechtliche Diskriminierung aufgrund der geschlechtlichen Identität verbietet. Uganda und Lettland ändern ihre Verfassung, um gleichgeschlechtliche Ehen zu verhindern. Die gleichgeschlechtliche Ehe wird, gemeinsam mit dem Recht zur Adoption, in Spanien und Kanada legalisiert. Der oberste Gerichtshof Südafrikas entscheidet, dass es der Verfassung widerspräche, schwule Ehen zu untersagen, was am 1. Dezember 2006 zur Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen führt. Das Vereinigte Königreich führt zivile Partnerschaften ein, die bis auf die Eheschließung selbst, rechtlich der Ehe gleichgestellt sind. Zwei homosexuelle, männliche Teenager namens Mahmoud Asgari und Ayaz Marhoni werden im Iran hingerichtet.


2006

Deutschland schließt die Geschlechtsidentität in die Gesetze zum Schutz vor Diskriminierung ein. Auf den Faröern wird die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung aufgrund einer knappen Entscheidung von 17:15 unzulässig


2007

Die eingetragene Partnerschaft tritt in der Schweiz in Kraft. Die erste Gay Pride Parade, die überhaupt in einem muslimischen Land stattfindet, wird in Istanbul, Türkei veranstaltet.


2008

Unter Führung Frankreichs wird mit der Erklärung der Vereinten Nationen über die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität erstmals auf UNO-Ebene in der Vollversammlung ein Antrag aller EU-Staaten auf Legalisierung von Homosexualität gestellt. In rund 75 von 192 UNO-Mitgliedsstaaten ist Homosexualität Ende 2008 strafbar.


2009

Norwegen und Schweden erlauben die gleichgeschlechtliche Ehe. Indien erlaubt homosexuelle Handlungen und revidiert die Entscheidung wieder.


2010

Österreich erlaubt die eingetragene Partnerschaft. Mexiko, Island und Argentinien erlauben die gleichgeschlechtliche Ehe. In St. Petersburg findet die erste staatlich genehmigte LGBT-Demonstration statt, in Minsk werden Teilnehmer verhaftet. Albanische Religionsgemeinschaften protestieren kollektiv gegen eine gleichgeschlechtliche Ehe.


2011

Im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen wird erstmals mit knapper Mehrheit eine Resolution zur Entkriminalisierung der Homosexualität verabschiedet.


2013

Frankreich, Uruguay, Neuseeland, Kolumbien, sowie Bundesstaaten in Brasilien und den USA erlauben die ehe für alle. Der CSD wird in Serbien weiterhin verboten.


2015

Luxembourg und Irland öffnen die Ehe für alle. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten sowie Mexiko urteilen, dass eine Nicht-Öffnung verfassungswidrig sei. Mexiko verbietet weiterhin Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare. Mosambik legalisiert Homosexualität.


2016

Estland, Griechenland und Italien erlaubten die eingetragene Partnerschaft, die Seychellen, Nauru und Belize legalisieren Homosexualität.


2017

Finnland und Deutschland erlauben die Ehe für alle. Der Bundesarbeitskreis Rainbow findet sich.


2018

Australien erlässt Gesetze zur Eheöffnung.


2019

Österreich, Ecuador und Taiwan öffnen die Ehe für alle. Deutschland führt das dritte Geschlecht im Personenstandsregister ein. Polen erklärt mehr Gebiete zur „LGBT-freien Zone“.


2020

In Nordirland wird die Ehe geöffnet, darüber hinaus äußert sich Papst Franziskus positiv zur Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren. Eine Pandemie kommt auf. Schon mal davon gehört?


2021

Der Arbeitskreis Rainbow Hessen gründet sich.

Viktor Orbán treibt die Kriminalisierung von Homosexualität voran. Ungarn entkriminalisierte Homosexualität schon 1961.


2022

Malte C. stirbt nach einem transphoben Angriff auf dem CSD Münster.


2023

Das Blutspendeverbot für schwule Männer wird in Deutschland aufgehoben. Die Niederlande nehmen die Rechte von queeren Personen in die Verfassung auf. In Slowenien können queere Paare heiraten.

15 EU-Staaten verklagen Ungarn wegen der Anti-LGBTQ*-Gesetze. Die erste Regenbogenjurte auf dem hessischen LaPfiLa findet statt – und war einfach schön!


2024

Trans*-Personen erhalten gesetzlich mehr Selbstbestimmung.

Köln hat das erste queere Dreigestirn, Nemo gewinnt als nicht-binäre Person den ESC. Ralf Schumacher outet sich, Estland und Finnland legalisieren die gleichgeschlechtliche Ehe. Die Menge an queerfeindlichen Straftaten in Deutschland steigt rapide an.

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2025

Donald Trump wird 47. Präsident der USA – und beginnt mit dem Abbau von Rechten queerer Menschen. Queerfeindliche Straftaten steigen weiter an. Thailand legalisiert die gleichgeschlechtliche Ehe. Die zweite Rainbowjurte auf dem hessischen LaPfiLa findet statt und war natürlich wieder wunderschön.


Und sonst so?

In mindestens 67 Ländern wird Homosexualität strafrechtlich verfolgt, in 7 Ländern wird Homosexualität mit dem Tode bestraft.

Weltweit ist ein Anstieg queerfeindlicher Übergriffe festzustellen.

Viele amerikanische Bundesstaaten und weitere Länder beginnen, sexuelle Bildung, Selbstbestimmung und queere Aktionen einzuschränken. Über 175 Gesetze werden diskutiert und erlassen.


Und wie geht es weiter?

Kämpferisch, laut und unbequem – das ist queere Geschichte und die Zukunft.

Seien wir alle ein Teil davon, die Welt ein bisschen besser zu verlassen, als wir sie vorgefunden haben. Für alle.